6. – 8. Oktober 2017
Musée Regards de Provence
Avenue Vaudoyer, 13002 Marseille
www.museeregardsdeprovence.com
Schirmherrschaft: EU Kommissar Dr. Johannes Hahn
Partner: Universität Salzburg/Universität Mozarteum Salzburg
Board :
Dr. Helga Rabl-Stadler, Präsidentin Salzburger Festspiele
Prof. Dr. Claudio Magris, Schriftsteller, Triest
Dr. Andreas Kaufmann, LEICA (EigentümerGEO)
Konzept/Organisation :
Ilse Fischer, Kulturdesign
Inhaltliche Beratung:
Mag. Margarethe Lasinger (Dramaturgin)
Dr. Barbara Cassin (Philosophin, Philologin)
Dr. Stefan Weidner (Journalist, Autor)
Michael Krüger (Verleger, Autor, Übersetzer)
Dr. Hedwig Kainberger (Journalistin)
Die Panels im Überblick.
Meer – Mediterran
Meer – Menschen
Klimawandel und Migration
Meer – Sprache
„Die Sprache Europas ist die Übersetzung“ (Umberto Eco)
Meer – Wort (Literatur)
Meer – Klang - Musik
AUSBLICK
Abschlussreferat Johannes Hahn und im Anschluss
Große Diskussion mit den Studierenden des ERASMUS Programms aus Aix-Marseille, Toulon und Nizza.
Michael Fischer war jemand, der immer weiter dachte, immer neue Ideen umsetzen wollte und immer neue, spannende Themen fand. Und dazu ebenso spannende Menschen, die mit ihm gemeinsam auf höchstem Niveau diskutierten und auch immer wieder neu und weiter dachten.
Nie Stillstand, immer kreative Bewegung.
Nun kann er das nicht mehr tun und wir sehen es als Vermächtnis und Auftrag, dies nun in seinem Sinne zu machen.
Dazu werden wir in den nächsten Jahren unter dem bewährten Titel
EUROPA NEU DENKEN Symposien veranstalten, die sicher stellen, dass nicht nur sein wacher Geist und seine unglaubliche Fähigkeit, Menschen zu verbinden, nicht verschwinden wird, sondern aus denen neue Impulse, neue kreative Fortsetzungsideen entwickelt werden.
Der Zusatztitel – Michael Fischer Symposion – macht die, die ihn gekannt und geschätzt haben, sehr traurig, weil es ja bedeutet, er ist nicht mehr bei uns.
Im Vertrauen darauf, dass sein Geist und seine stete Inspiration nicht verschwunden sind, bedeutet es vielleicht aber auch Zukunft in seinem Sinne.
Ein Kreis aus Wegbegleitern und Freunden aus Wissenschaft und Kunst wird uns dabei zur Seite stehen, damit wir von vielen Seiten „seine“ Ideen weitertragen können. Er war so vieles in eine Person – Wissenschafter, Visionär, Ermöglicher, Querdenker, Genussmensch – dass es jetzt eines Teams bedarf, um all das abzudecken.
Wir werden unser Bestes geben, damit er stolz auf uns sein kann.
Ilse Fischer Johannes Hahn
Sie ist eine spröde Schönheit und ihr Modus ist das widerständische Dagegen leben. Sie weckt Hoffnung und birgt Enttäuschung. Sie ist eine Stadt der Ankommenden und der Abfahrenden, der Gestrandeten und der Alteingesessenen. Sie ist der Widerspruch in sich, die Stadt des „berauschenden kosmopolitischen Gestanks“, das „Chaos einer großartigen Ordnung“ und Inbegriff der „zwecklosen Geschäftigkeit“, wie Joseph Roth sie 1929 beschrieb. – „Marseille ist eine Welt, in der das Abenteuerliche alltäglich und der Alltag abenteuerlich ist. Hier kann man ratlos sein. Marseille ist das Tor der Welt, Marseille ist die Schwelle der Völker. Marseille ist Orient und Okzident. Von hier schwammen die Kreuzritter ins Heilige Land. Durch diesen Hafen strömen viele Märchen von Tausendundeiner Nacht nach Europa. Hier landeten orientalische Motive, hier warfen sie die Anker aus, hier betraten sie den Boden europäischer Literatur und Kunst. … Marseille ist New York und Singapur, Hamburg und Kalkutta, Alexandria und Port Arthur, San Francisco und Odessa.“ – Das gilt heute ebenso wie vor 100 Jahren.
In dieser widerspenstigen Stadt richten wir das nunmehr sechste, Michael Fischer gewidmete Symposion der Reihe „Europa Neu denken“ aus. Nach Stationen in Triest (2012 und 2013), Piran (2014), Dubrovnik (2015) und zuletzt Syrakus (2016) ziehen wir nach Südfrankreich, um Brücken zwischen Nationen und Kulturen zu bauen, zwischen Nachbarn und gänzlich Fremden, zwischen Frauen und Männern, Wissenschaftlern und Künstlern, Jung und Alt … Wir möchten Brücken schlagen von einer Sprache zur anderen, vom Klang zum Licht, vom Himmel zur Erde, von Afrika nach Europa. Verbindendes Element ist uns hierbei nicht nur das architektonische Konstrukt, sondern auch und vor allem das Meer, das auch dem Symposions-Namensgeber immer besondere Inspirationsquelle war.
Marseille wende Frankreich den Rücken zu und blicke stattdessen auf das Meer, sagt man. Von dort kommen seit 2600 Jahren Menschen aus aller Herren Länder oder machen sich auf die Reise in die weite Welt. Neben den vielen Immigranten in der jüngeren Vergangenheit – aus Armenien, Italien, Nordafrika – warteten 1940 in Marseille eben auch Zehntausende Verzweifelte am Kai, in der Hoffnung, das besetzte Frankreich verlassen und vor den Nationalsozialisten fliehen zu können.
Die älteste und wohl auch die am wenigsten französische aller Städte Frankreichs spiegelt ihr Antlitz im Mittelmeer wider, auf dem sich Europa und Afrika treffen, Handel getrieben und Krieg geführt wird. Hier, in dieser Mittelmeermetropole und wichtigen Hafenstadt, ist das ethnisch-kulturelle Zusammenleben von Christen, Moslems, Buddhisten und Juden gelebter Alltag, mit all seinen Chancen und Konflikten, dem Trennenden und Vereinenden.
Als Brücken zum Nachbarn dienen uns denn nicht nur Bauwerke, der Handel sowie digitale Netzwerke und analoge Verkehrswege. Als eine besonders große Hürde erweist sich – trotz Teilhabe an der globalen Gesellschaft – immer wieder das Verstehen in der Vielfalt der Sprachen. „Die Sprache Europas ist die Übersetzung“, wird Umberto Eco gerne zitiert. Europa, und vor allem der Mittelmeerraum bauen auf einer paradoxen Praktik auf: eben nur „fast“ das gleiche zu sagen. Denn Europa spricht nicht eine Nationalsprache, sondern die Sprache Europas ist ein permanenter Übersetzungsprozess. Dabei kann die Übersetzung als Brücke dienen, die uns in ein gemeinsames europäisches und internationales Haus führt. Und doch bleibt jede Sprachvermittlung immer auch Illusion, kann sie doch nur ein Abbild, Annäherung sein.
Uns interessieren aber nicht nur die klassischen Probleme der sprachlichen Translation, sondern wir fragen auch nach den Rahmenbedingungen der Bildproduktion und -codierung bzw. -decodierung und untersuchen das Potenzial, das Kunst, Literatur, Musik als Brückenfunktion bei interkulturellen Prozessen zukommt.